Spiral Dynamics

Die 9 Ebenen von Spiral Dynamics

In der Theorie von Spiral Dynamics gehen wir davon aus, dass Menschen und Organisationen bestimmte Dinge im Laufe ihres Daseins für wichtig erachten, sich dementsprechend verhalten und ihre Umwelt demnach beeinflussen. Das Modell beschreibt diese Weltanschauungen in 9 grundlegend verschiedenen Farbschichten oder Werte-Memen. Auf unternehmerische Belange übertragen manifestieren sich diese Werte-Meme oftmals in der Führung und in den Formen der Zusammenarbeit. So ist beispielsweise ein Familienunternehmen stark traditionsgeprägt, ein Start-Up strebt eher nach Marktdurchsetzung und Platzierung einer neuen innovativen Idee und eine Nonprofit Organisation wird wohl das gesellschaftliche Wohl im Auge haben. Und danach handeln und lenken. Diese neun Entwicklungsebenen lassen sich wie folgt beschreiben:

Spiral Dynamics im Kontext "Unternehmen"

Wenn wir über Werte-Meme sprechen, findet sich eine Entsprechung auch im unternehmerischen Kontext und damit verbunden bestimmte Handlungsweisen, Führungsmodelle und Artefakte. Gehen wir einmal davon aus, dass Beige eher nicht mehr in der Organisationswelt auftaucht und wir bislang noch kein Verständnis von Koralle haben, ergeben sich daraus 7 Beschreibungen und Typisierungen:

Purpur:

Die Organisation ist traditionell aufgestellt, patriarchalisch. Es existieren Unternehmenslenker, die alles eine große Familie verstehen. Meist taucht dieses Werte-Mem in Familien- oder Inhabergeführten Unternehmen auf, bei denen Gründer:in oder Geschäftsführer:in gleichbedeutend ist mit einer Vater- (Mutter-) Figur. Meist sind dies kleine bis mittelständige alteingessene Unternehmen, welche langjährigen Werten und Prinzipien treu bleiben. Stabilität und Zuverlässigkeit sind hier an der Tagesordnung, Traditionen werden gehütet, Mitarbeitende fühlen sich hier zuhause.

Rot:

Die Macht in solchen Organisation ist zentralisiert, reduziert auf eine einzelne Person oder einen kleinen Personenkreis. Und es wird gemacht, was vorgegeben wird. Daran ist nichts falsch, wenn es sich um notwendige Vorgaben handelt, welche letztlich nur durch wenige Persönlichkeiten bestimmt werden können. Dennoch heisst es hier, Anweisungen befolgen und still sein. Hier hat die Führung ganz klar das Sagen. In einer Welt, die durch Komplexität geprägt ist, ist rot kaum mehr ein zielführendes System, denn es ist resistent gegenüber Veränderungen, bzw. tut sich damit extrem schwer.

Blau:

Das Unternehmen ist durch klare und eindeutige Strukturen und Regeln geprägt. Durchhalten und Dabeibleiben sind genauso Maximen der Organisation, wie das Einhalten von Abläufen und Prozessplänen. Blau findet sich vornehmlich in bürokratisch geprägten Unternehmensformen, in der Verwaltung aber genau so in großen Industriekonzernen, die sich durch arbeitsteilige Prozesslandschaften gekennzeichnet sind. Und gerade im produktionslastigen Umfeld hat blau seinen Mehrwert, wo doch Abläufe so wichtig sind.

Orange:

Insbesondere vertrieblich organisierte Unternehmensformen leben das Werte-Mem orange. Dort, wo Prämien, Provisionen und Incentives an der Tagesordnung sind, wird Erfolg gemessen und setzen sich starke Persönlichkeiten durch. Voranschreiten ist Macht. Leistung wird gefördert. Zielerreichung ist das Maß aller Dinge. In Komplexität kontraproduktiv sind aber solche Arbeitsweisen und Handlungsprinzipien dort zielführend, wo reproduzierbare Abläufe Sinn machen. 

Grün:

Organisationen lösen Führungsstrukturen auf. Einkämpfermentalitäten und Ego sind nicht mehr gefragt. Es geht mehr und mehr in die Richtung, das Allgemeinwohl zu fördern, Menschen auf ihrem Weg zu unterstützen. Die gemeinschaftlich lernende Organisation entwickelt sich und Teams werden zum Grundstock des Unternehmens. Wir finden das grüne Mem häufig in Matrixorganisationen und Unternehmen, denen New Work wichtig ist. 

Gelb:

Der ganzheitliche Gedanke beginnt zu wachsen. Es sind nicht mehr die individuellen Wertevorstellungen in Unternehmen vorrangig, sondern es geht vielmehr darum Wissen, Kompetenzen und Fähigkeiten über die Grenzen des Teams und der Organisation hinaus zu entwickeln. weiter gedacht entsteht der Teamgedanke aus den Anfordernissen des Marktes und aus den Notwendigkeit in Komplexität agieren zu können. Es geht um Intuition und Kreativität. Es geht darum etwas neues zu gestalten, was der Welt von Nutzen ist. Manch Startup Unternehmen, dass auf holokratische Ansätze setzt, fühlt sich in gelb zuhause.

Türkis:

Das rein türkise Unternehmen gibt es nicht. Auch wenn Gemeinwohl, Nachhaltigkeit und Ganzheitlichkeit starke Antreiber sind, handeln doch die wenigsten Organisation in der Gänze nach diesen Werten. Sicherlich, eine Ausrichtung auf etwas Großes Ganzes wäre in der heutigen Zeit mehr als wünschenswert, doch stehen wirtschaftliche und organisatorische Belange diesen oftmals im Weg. Trotz allem entwickeln sich auch hier nach und nach einzelne Unternehmensbereiche dahin, türkises Mem zu integrieren.

Welchen Nutzen hat Spiral Dynamics für die agile Organisation?

Im Bewusstsein, dass das Modell von Spiral Dynamics eine zyklische stufenweise Entwicklung und Integration vorsieht, ist davon auszugehen, dass sich die agile Organisation kaum mehr aus den "niederen" Stufen entwickeln kann. Wenngleich dieser Gedanke wiederum ein Schubladendenken aufmacht, ist es dennoch nicht von der Hand zu weisen, dass agil Denk- und Handlungslogiken in allen Organisationsformen Platz finden können.

Dem Irrglaube, es gäbe eine Stufe, ab der Agilität überhaupt möglich ist, soll also hiermit widersprochen werden. Es macht vielmehr Sinn, sich darüber im Klaren zu werden, wo und auf welcher Ebene sich die Organisation im Ganzen und in Ihren Teilbereichen angesiedelt werden kann, um dann passgenaue Konzepte zu entwickeln. So ist es bespielsweise auf Blau mit einem Drang in Richtung Orange sinnvoll über Frameworks nachzudenken, die Effizenz und Effektivität gleichermaßen fördern, wie z.B. Kanban. In Orange mit Blick auf Grün könnten Objectives & Key Results das Mittel der Wahl sein, da dieses Arbeitsprinzip bestehende Bonifizierungsmodelle in Frage stellt und mehr Verantwortung in Teams gibt.

Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass Agilität als Gesamtkonzept in einer durchgehend roten Organisation auf Widerstände stoßen wird. Einfach deswegen, weil bestehende Machtverhältnisse konsequent in Frage gestellt werden.

Spiral Dynamics ist darauf ausgerichtet, die Organisation zu verstehen und zu prüfen, wo und in welchem Umfang Handlungsoptionen bestehen. Graves ging davon aus, dass die "höhere" Stufe die krisenfestere Stufe ist, da sie sich neuen Anforderungen gegenüber offen zeigt. Was gleichbedeutend mit Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Veränderungsbereitschaft gesehen werden kann. Agil also.